Wedekind gehört zu den wichtigsten deutschen Theaterautoren der Klassischen Moderne (1880-1918). Der Bahnbrecher der modernen deutschen Literatur konnte sich erst spät erfolgreich Zugang zu den deutschen Bühnen verschaffen. Die eindrucksvolle Uraufführung (1906) von Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie am Deutschen Theater unter der Regie von Max Reinhardt vollendete jedoch seine Durchsetzung als einen der bedeutendsten Bühnenschriftsteller seiner Zeit.
Die positiven Beurteilungen seiner Werke durch ein der modernen Literatur gegenüber aufgeschlossenes Theaterpublikum, durch die liberale literarische Kritik und durch Schriftstellerkollegen seiner Generation interessierten allerdings die staatliche Zensur wenig, zumal dieser auch durch die reaktionäre Kulturkritik konservativer Presseorgane applaudiert wurde.
Wedekind blieb im Deutschen Kaiserreich der von der Zensur am meisten verfolgte Autor. Dies hatte historisch weitreichende Folgen. Im Dezember 1932 wurde im Völkischen Beobachter eine Bücherliste veröffentlicht, deren Autoren (u.a. Bert Brecht, Heinrich Mann, Carl Sternheim und Frank Wedekind) als "Repräsentanten einer dekadenten Nachkriegsperiode" beschimpft wurden.
Ab dem Dritten Reich waren Wedekinds Stücke auf der Bühne 'unerwünscht'. Eine Wiederentdeckung seiner Werke vollzog sich nach 1945 sehr langsam: zuerst auf dem Theater, spät, erst Ende der 60er Jahre, in der literaturwissenschaftlichen Rezeption.
Heute ist der umstrittenste deutsche Dramatiker des 20. Jahrhunderts durch die Aufführung vieler seiner im Repertoire der Bühnen fest verankerten Stücke wie z. B. Frühlings Erwachen, Der Kammersänger, Marquis von Keith, Lulu (Erdgeist u. Die Büchse der Pandora) und Musik sowie auch durch die wissenschaftliche Forschung im öffentlichen kulturellen Bewusstsein wieder angekommen. Diesen Wirkungsprozess weiterhin zu fördern, dazu dienen die hier folgenden Projekte.