1864-1884: Kindheit und Jugend

1864:
24. Juli: Benjamin Franklin (Frank) Wedekind in Hannover geboren.
Mutter: Emilie Wedekind geb. Kammerer, gesch. Schwegerle (1840-1916),
Vater: Dr. med. Friedrich Wilhelm Wedekind (1816-1888).
Die Eltern hatten sich 1860 in Amerika kennen gelernt und heirateten 1862 in San Francisco. Das Ehepaar kehrt 1864 nach Deutschland zurück. Frank ist das zweite von sechs Kindern: Armin (geb. 1863), William Lincoln (geb. 1866), Erika Frieda Marianne (geb. 1868), Donald Lenzelin (geb. 1871) und Emilie (geb. 1876).

1871:
Der Vater, Gegner des wilhelminischen Kaiserreiches, verlässt aus politischen Gründen Deutschland und erwirbt Schloss Lenzburg, Kanton Aargau, in der Schweiz.

1872:
Franklin geht seit Herbst 1872 in die Lenzburger Gemeindeknabenschule.

1875:
Franklin besucht die Bezirksschule in Lenzburg.

1878:
Eines der ältesten Gedichte "De scriptore" entsteht.

1879:
Wechsel auf die vierklassige Kantonsschule (oberes Gymnasium) in Aarau. In die zweite Klasse wird er nur provisorisch promoviert und in die dritte Klasse nicht versetzt. Gründung des Schülerzirkels "Senatus Poeticus oder Dichterbund" zusammen mit Walter Laué, Adolph Vögtlin und Oskar Schibler. Das Kinderbuch "Der Hänseken" für die jüngste Schwester Emilie entsteht, mit Zeichnungen seines Bruders Armin (Erstausgabe Langen 1896).

1881:
Der Vater nimmt ihn von der Schule; Franklin erhält Privatunterricht. Im Sommer entstehen Schäfergedichte, die 1908 in "Felix und Galathea" veröffentlicht werden. Im Herbst Fortsetzung des Schulbesuchs in Aarau, Eintritt in die zweite Klasse. Selbstmord des Aarauer Primaners Franz Oberli.

1883:
Gründung des Freundschaftsbundes "Fidelitas" zusammen mit Minna von Greyerz, Anny Barck und dem Bruder Armin. Intensive Goethe- und Heinelektüre. Einführung in die Philosophie des Pessimismus durch die Schriftstellerin Olga Plümacher, Franklins "philosophische Tante". Beginn der Beziehung zur "erotischen Tante" Bertha Jahn. Provisorische Versetzung in die Oberprima.

1884:

Maturitäts-Examen. In der Festzeitung zum Eidgenössischen Turnfest in Aarau wird sein Gedicht "Turnergruß" gedruckt. Erste selbständige Veröffentlichung: "Prolog zur Abendunterhaltung der Kantonsschüler". Sommersemester: Studium deutscher und französischer Literatur in Lausanne. Auf Wunsch des Vaters Beginn des Jura-Studiums an der Universität München. Eifriger Besuch von Museen, Theatern und Konzerten, insbesondere auch des Musiktheaters Richard Wagners.

Abbildungen aus: Frank Wedekinds Maggi-Zeit. Reklamen / Reisebericht / Briefe. Darmstadt 1992 (Pharus IV). Hartmut Vinçon: „Am Ende war ich doch ein Poet …“ Frank Wedekind: Ein Klassiker der Literarischen Moderne. Werk und Person. Würzburg 2014. Frank und Tilly Wedekind. Briefwechsel 1905-1918. Hg. v. Hartmut Vinçon. Band 1, Briefe. Band 2, Kommentar. Göttingen 2018.