1914-1918: Kriegsjahre und Tod

1914:
Zweiter Wedekind-Zyklus am "Deutschen Theater" in Berlin. Ende Juni/Anfang Juli: Reise nach Florenz und von dort nach Paris. Ehrungen zu Wedekinds 50. Geburtstag in München und Berlin. Das "Wedekindbuch", hrsg. v. Joachim Friedenthal, erscheint als Ehrengabe. Bei einer "Vaterländischen Feier" in den Münchner Kammerspielen (18.IX) anlässlich des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges hält Wedekind einen Vortrag mit dem Titel "Deutschland bringt die Freiheit", in dem es u.a. heißt: "Frankreich glaubt sich vom furor teutonicus, von der rohen Gewalt, von der numerischen Übermacht überwältigt. Die 42-Zentimeter- Geschosse haben nicht das geringste mit furor teutonicus zu tun, sie sind das Ergebnis der allerstrengsten positiven Wissenschaften, der Mathematik, der Physik und der Chemie." Und er beendet seine Rede mit den Worten: "Wird des jungen deutschen Reiches Heldenkampf vom Siege gekrönt, dann wird auch den Söhnen Deutschlands ein Vaterstolz daraus erwachsen, der durch seine Selbstverständlichkeit und durch seine sittliche Würde über grellem Hurrapatriotismus, über engherziger Erbfeindschaft gleich hoch erhaben ist." - Dezember: Blinddarmoperation.

1915:
Mit Kriegsbeginn werden von der Zensur zahlreiche Wedekind-Aufführungen für unerwünscht erklärt. Vielfach verweigern deutsche Bühnen auf Druck konservativer Öffentlichkeit die Annahme von Werken des Autors. Das im August 1914 begonnene historische Drama "Bismarck" wird im Oktober 1915 abgeschlossen, Erstdruck in der Zeitschrift "Neuer Merkur" (UA 1926). Wedekind wird, von Rathenau dazu aufgefordert, Mitglied der die deutsche Politik stützenden "Deutschen Gesellschaft 1914". April: zweite Blinddarmoperation. Unter dem Eindruck von Todesgedanken vernichtet Wedekind einen Teil seiner Tagebücher.

1916:
Am 25. März stirbt Wedekinds Mutter. "Überfürchtenichts", ein im November des Vorjahres begonnenes balladeskes Spiel, wird im August beendet (EA 1917, UA 1919). Neufassung des Schauspiels "Oaha" unter dem Titel "Till Eulenspiegel. Komödie in vier Aufzügen" (UA München 1916) publiziert.

1917:
Anfang des Jahres dritte Blinddarmoperation. Zwischen Oktober 1916 und März 1917 entsteht "Herakles. Dramatisches Gedicht in drei Akten" (EA 1917, UA in München 1919). Gastspiele in Deutschland und in der Schweiz. Die Nachricht vom Selbstmordversuch seiner Frau veranlasst Wedekind zur Rückkehr nach München.

1918:
2. März: vierte Blinddarmoperation. Herzschwäche und eine Lungenentzündung führen am 9. März den Tod herbei. Wedekind wird am 12. März auf dem Münchner Waldfriedhof unter großer öffentlicher Anteilnahme beigesetzt.

Abbildungen aus: Frank Wedekinds Maggi-Zeit. Reklamen / Reisebericht / Briefe. Darmstadt 1992 (Pharus IV). Hartmut Vinçon: „Am Ende war ich doch ein Poet …“ Frank Wedekind: Ein Klassiker der Literarischen Moderne. Werk und Person. Würzburg 2014. Frank und Tilly Wedekind. Briefwechsel 1905-1918. Hg. v. Hartmut Vinçon. Band 1, Briefe. Band 2, Kommentar. Göttingen 2018.