„Der Beifall wuchs von Akt zu Akt: nach dem 3. Akt wurde der Dichter, der selber eine der Nebenrollen spielte, stürmisch gerufen, doch erst nach dem Schlußakt leistete er den Hervorrufen Folge und wurde nun mit Beifall überschüttet. [...] Auch die meisterhafte Darstellung trug mit zu dem durchschlagenden Erfolge des Stückes das ihrige bei, Frl. Schaffer spielte die weibliche Hauptrolle wahrhaft ergreifend."
(t: Theater und Musik. Fränkischer Kurier (Nürnberg), 13.1.1908)
Zur Uraufführung am Intimen Theater, Nürnberg, 11.1.1908. Regie: Emil Meßthaler.
„Im ganzen recht glücklich war die von Direktor Stollberg geleitete Wiedergabe, jedenfalls blieb sie dem Stück nichts Wesentliches schuldig. Die nach Götzschen Entwürfen hergestellten, äußerst einfachen Dekorationen ermöglichten einen verhältnismäßig raschen Szenenwechsel und wirkten zumeist auch stimmungskräftig [...]. Das dichtgefüllte Haus hielt sich nach dem ersten Bilde noch von jeder Kundgebung zurück, nach dem zweiten aber setzte lebhafter Applaus ein, der sich bis zum Schlusse steigerte."
(Hanns von Gumppenberg: Musik. Münchner Neueste Nachrichten, 29.9.1908)
Zur Inszenierung am Münchner Schauspielhaus, 26.9.1908. Regie: Georg Stollberg.
"Die Darstellung überraschte. Die 'Musik' wurde, auf dieser Bühne, möglich, bis zum Ende erträglich; manchmal saß man da, besinnungslos vor Spannung, erheitert im letzten Akt und erwärmt von Max Marx (Dr. Schwarzkopf), und immer blieb man sehr interessiert für das Fräulein Somary (Clara Hühnerwadel), das seine gefährliche Rolle mit Kraft und körperlicher Inbrunst spielte. Halb gehetztes Wild, halb leidendes Bürgermädel, mit dem Entsetzliches geschieht, das sie nicht versteht [...]. Dem Erich Ziegel war der Literat Wedekind anvertraut. Eine peinliche Aufgabe. Sollte er Wedekind kopieren? Sollte er nach freiem Ermessen einen Menschen gestalten? Er hielt sich in der Mitte. Er gab dem Herrn den pastoralen, zwischen Wehleidigkeit und Ingrimm schwankenden Ton, der vielleicht einen der Seelenzustände Wedekinds charakterisiert, aber nicht Wedekinds sehr ausgeprägter Akzent ist. Die Maske und das Zucken um den Mund, sogar die Haltung behielt er bei – woraus ich schließe, daß er den Autor spielen wollte."
(René Schickele: Theaternotizen. Morgen 2, 1908, S. 1502)
Zur Inszenierung am Kleinen Theater, Berlin, 31.10.1908. Regie: Victor Barnowsky.
„Wedekind führte selbst die Regie; er ist verantwortlich für diese Überheizung und Überreizung. Ganz große Künstler, für die alles Mechanische selbstverständlich ist, können sich das vielleicht leisten – mit den Darstellern, die gestern die Else Reißner und den Lindekuh gaben, darf man es nicht erst versuchen. Auch Frau Tilly Wedekind ist für die Klara Hühnerwadel bei allem Trieb zur großen Gestaltung nur eine halbe Kraft, und Wedekind, weil er sich diesmal nicht selbst zu spielen hat, gibt den Joseph Reißner [...] mit allen Unzulänglichkeiten des Nichtprofessionals. Er müßte den Lindekuh geben, den schlechten und doch so guten Kerl, einen Überwedekind, in vielen Zügen ein Selbstporträt und darum die wertvollste Gestalt des Stückes."
(Fritz Engel: Wedekinds "Musik". Berliner Tageblatt, 8.6.1912)
Zur Inszenierung im Rahmen des Wedekind-Gastspiels am Kleinen Theater, Berlin, 7.6.1912. Regie: Frank Wedekind.
„Clara Hühnerwadel (der burleske Name soll wohl alles Sentimentale, Poetische von der Figur abstreifen; ihre Bestimmung andeuten, ein gewöhnliches, gemeines, typisches Schicksal zu erleiden): Fräulein Gemma Boic. Die Künstlerin erfüllte einwandfrei ihre monotone Aufgabe, laut und schweigend zu jammern und mit diesem Jammer zu rühren. Sie weiß hinter all dem Verzweifelten, das sie über ihr Leid sagt, noch ein Unsagbares spüren zu lassen; einen innersten Kern des Schmerzes, von dessen höllischer Glut alle Wort- und Tränenausbrüche nur schwache Botschaft bringen. Doch glaube ich, daß die Clara auch einer Schauspielerin mittlerer Güte leicht gelingen muß. Es ist mehr eine anstrengende als eine in künstlerischem Sinne schwierige Rolle. Wie hat uns Frau Wedekinds Spiel (die doch gewiß keine große Künstlerin) an der Leiche des Kindchens ergriffen! Hier spielt eben das traurige Ereignis, nicht die Schauspielerin."
(Alfred Polgar: Deutsches Volkstheater, Wien. Wiener Allgemeine Zeitung, 15.10.1913)
Zur Inszenierung am Deutschen Volkstheater, Wien, 14.10.1913. Regie Hubert Reusch.