Werk und Bühne

Schloß Wetterstein. Schauspiel in drei Akten (1910)

„Die Aufführung, deren Leiter der Dichter selbst war, geriet lobenswert. Wedekind selbst verkörpert den Rüdiger …, und man darf ihm gewiß zutrauen, daß die Rolle unter seiner Hand das hergibt, was er ihr zumutet (aber geschminkt war er furchtbar). Für die Witwe Leonore … bringt Frl. Kleinhruby die überzeugende Figur mit, während ihrem Spiel mehr psychische Überzeugungskraft zu wünschen gewesen wäre. Dagegen sei mit uneingeschränktem Lob bedacht Frl. Bergner, die der Gestalt der Effie eine höchst lebensvolle Zeichnung angedeihen läßt. Die kleineren Herrenrollen fanden ihre zureichende Besetzung; Hr. Moser als Amerikaner sah höchst wirkungsvoll aus; der perverse Genießer des Todes wird selbst zum Abbild des Todes.“

(Hans Trog: Pfauentheater: ‚Schloß Wetterstein’ von Wedekind (15. Nov.). Neue Zürcher Zeitung, 16.11.1917)

Zur Uraufführung am Zürcher Pfauentheater, 15.11.1917. Regie: Frank Wedekind.

„Frank Wedekinds dreiaktiges Stück ‚Schloß Wetterstein’, dessen Aufführung überall, wo Theaterdirektoren das kühne Wagnis unternehmen wollten, von der Zensur verboten worden ist, erschien gestern zum erstenmal auf den Brettern des Pfauentheaters. Zum erstenmal seit Menschengedenken gab es im Zürcher Theater einen Kampf zwischen Zischern und Beifallsspendern. Einen regelrechten Kampf, in dem zuerst die Zischer das Parkett beherrschten, um aber dann vor dem Beifall doch zu kapitulieren. Der Beifall siegte, was jedenfalls dem literarischen Verständnis des Zürcher Publikums ein schönes Zeugnis ausstellt. Und es ist nicht leicht für ein Publikum, angesichts dieses Stückes menschliche Regungen des Widerwillens kraft der literarischen Einsicht, daß hier ein Dichter spricht, zu unterdrücken.“

(R.L.: Uraufführung von Wedekinds Schloß Wetterstein. Münchener Zeitung, 23.11.1917)