Am 30. Mai 1914 erscheint in Maximilian Hardens Zeitschrift „Die Zukunft“ (Band 87) folgender Aufruf:
Am vierundzwanzigsten Juli 1914 wird Frank Wedekind fünfzig Jahre alt. Um diesem Dichter, der als einer unserer bedeutendsten Dramatiker um die Freiheit seines Schaffens bis auf den heutigen Tag schwer kämpfen und leiden mußte, einen schwachen Entgelt hierfür und besonders ein Zeichen öffentlicher Verehrung zu bieten, hat sich das unterzeichnete Komitee gebildet.
An alle Freunde der Persönlichkeit und des Werkes von Frank Wedekind ergeht die Bitte, sich durch Stiftung einer Summe zu der geplanten Ehrengabe, die dem Dichter an seinem Geburtstag überreicht werden soll, an dieser Feier zu betheiligen und in ihren Kreisen dafür zu wirken.
Die Zahlung der Beiträge, zu denen das Komitee mit tausend Mark den Grund gelegt hat, wird an das Check-Konto „Ehrengabe Frank Wedekind“ der Bayerischen Vereinsbank in München, Promenadestraße 1, erbeten. Quittung über die Beiträge erfolgt im „Neuen Merkur“ (Verlag Georg Müller) und im „Zwiebelfisch“ (Verlag Hans von Weber).
Herbert Eulenberg. Maximilian Harden. Friedrich Kayßler.
General-Intendant. Felix Salten. Hans von Weber.
Ein Festbankett, das in München bereits am 24. Juni im Vorgriff auf Wedekinds Geburtstag gegeben wird, endet für den Geehrten wegen einer Bagatelle – von ihm überdies missverstanden – mit einem Missklang. Er verreist kurzerhand nach Rom und Paris für drei Wochen. Am Geburtstag selbst wird nicht groß gefeiert. In seinen Agenden notiert Wedekind: Probe. Ausflug nach Pulach. Rolle gelernt. Allein im Victoriacafe. Sein Festtag wird von einem folgenreichen weltpolitischen Ereignis überschattet: In Serajewo erschießt am 28. Juni ein Attentäter den österreichischen Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Gattin Sophie. Einen Monat später, am 28. Juli, erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Der Erste Weltkrieg bricht aus.
Mit Blick auf Wedekinds 50. Geburtstag wird im Georg Müller-Verlag bereits 1912 mit der Gesamtausgabe seiner Werke begonnen. Joachim Friedenthal, mit Wedekind eng befreundet, gibt, ihn zu würdigen, 1914 das Wedekindbuch bei Müller heraus. Als nachträgliches Geburtstagsgeschenk wird 1915 im Drei Masken-Verlag die Broschüre Frank Wedekind und das Theater veröffentlicht. In der deutschen Presse erscheinen eine stattliche Anzahl über Wedekind, darunter auch persönlich beleidigende wie zum Beispiel von Ernst Rudolf Greiner in der Zeitschrift „Bühne und Welt“.